Momentum Quarterly

/ 25. September 2024

Momentum Quarterly ist eine vierteljährlich erscheinende, begutachtete („peer review“)  Zeitschrift, die sich Fragen des sozialen Fortschritts auf interdisziplinärer Basis widmet. Untenstehend finden Sie die aktuelle Ausgabe von Momentum Quarterly. Alle hier vorgestellten Artikel werden Open-Access, d.h. frei zugänglich im Internet, veröffentlicht. Weitere Informationen finden Sie unter www.momentum-quarterly.org. Wir freuen uns stets über neu eingereichte Beiträge (siehe dazu die Richtlinien für Beitragseinreichung) und über Kommentare zu bestehenden Beiträgen. Sie erreichen uns unter editors@momentum-quarterly.org.

Diversität in der Berufsorientierung der Polytechnischen Schule Tragen Schulbücher der Diversität der Schüler:innen Rechnung?

von Georg Berger

Die Polytechnische Schule (PTS) wurde in Österreich 1962 im Zusammenhang mit der Ausweitung der allgemeinen Schulpflicht auf neun Jahre im Bildungssystem gesetzlich verankert und im Schuljahr 1966/67 begonnen. Als berufsvorbereitender Pflichtschultyp ist sie primär für jene Schüler:innen gedacht, die danach eine Lehre anstreben, allerdings ist auch ein weiterführender Schulbesuch möglich. Der PTS kommt somit eine wichtige berufliche und schulische Orientierungsfunktion zu. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern stereotype Bilder reproduziert oder aufgebrochen werden. Da die PTS vor allem im städtischen Bereich von hoher kultureller Diversität bezüglich des Migrationshintergrundes geprägt ist, stellt sich aktuell die Frage, ob und wie diese berücksichtigt wird. Ein empirisches Indiz dafür ist die Darstellung von Jugendlichen, ihren Interessen und Berufswünschen in Schulbüchern. Als Resümee lässt sich festhalten, dass die Genderdebatte gut aufgegriffen ist, während hinsichtlich der Diversität noch ein gewisser Nachholbedarf besteht.

 

Schlagworte: Diversität, Intersektionalität, Migrationshintergrund, Geschlechterzuordnung, Polytechnische Schule (PTS)

 

Fossile Hegemonie Über das Verhältnis von Analyse und Strategie in der Klimabewegung

von Leon Switala und Caesar Anderegg

Die Strategien vieler radikaler sozial-ökologischer Bewegungen der Gegenwart zeugen von einer noch zu unvollständigen Analyse und Kritik des fossilen Kapitalismus. Daher argumentieren wir in einem ersten Teil unseres Artikels für ein komplexeres Verständnis der fossilen, kapitalistischen Hegemonie, welches die Materialität und den Alltagsverstand im Kapitalismus berücksichtigt. Dabei beziehen wir uns auf Nancy Frasers Theorie des kannibalistischen Kapitalismus sowie Ulrich Brand und Markus Wissens Konzept der imperialen Lebensweise. In einem zweiten Schritt zeigen wir vor diesem Hintergrund die verkürzte Analyse und ihre Reflektion in der Strategie zweier heuristischer Akteursgruppen – der links-liberalen und antikapitalistisch-revolutionären Akteursgruppe. Abschließend ziehen wir erste Schlussfolgerungen für eine umfassendere radikale, klimapolitische Strategie.

 

Schlagworte: Hegemonie, Klima, sozial-ökologische Bewegung, Kapitalismus

 

Insolvenzgeschehen und Konjunktur  vor Ausbruch der Pandemie

von Richard Fuchsbichler und Luděk Kouba

In den Jahren vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 war sowohl in Österreich als auch international ein kontinuierlicher Rückgang der Unternehmensinsolvenzen über unterschiedliche Konjunkturphasen hinweg zu beobachten. Diese empirische Entwicklung scheint den bisherigen Annahmen einer antizyklischen Reaktion des Insolvenzgeschehens auf konjunkturelle Impulse zu widersprechen. Dies wirft die Frage auf, ob sich die Insolvenzentwicklung bereits vor Ausbruch der Pandemie von der wirtschaftlichen Wachstumsdynamik abgekoppelt hat und ob alternative Faktoren wie die Niedrigzinspolitik oder das Auftreten von „Zombie-Unternehmen" einen maßgeblichen Einfluss ausüben. Mit zeitreihenanalytischen Methoden finden wir für Österreich bis zum Ausbruch der Pandemie keine empirische Evidenz für eine Entkoppelung von Insolvenz- und Insolvenz-Entgeltsicherungsfällen. Die Insolvenzentgeltsicherungsfälle und -auszahlungen reagieren nach wie vor antizyklisch, d. h. in konjunkturellen Hochphasen tendenziell rückläufig und in konjunkturellen Abschwungphasen tendenziell ansteigend.


Schlagworte: Insolvenz, Insolvenzentgeltsicherungsfonds, Wirtschaftswachstum, Regressions- und Korrelationsanalyse, Österreich